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Learning to learn

DaF/DaZ knowledge portal "Einfach machen"

by Anke Kuhnecke

Lernen lernen

Hirngerecht unterrichten

Schon lange weiß man, dass das limbische System beim Lernen eine entscheidende Rolle spielt. Vielleicht sollte man sich dieses System wie einen goldgelben Fluss vorstellen, der den gesamten Körper des Menschen durchfließt und zu leuchten beginnt, sobald positive Gefühle ins Spiel kommen.

Wissenschaftlich betrachtet, wird das limbische System als das sensorische Register bezeichnet. Es ist dem Kurzzeitgedächtnis vorgeschaltet und fungiert hier als eine Art Türhüter, der entscheidet, was tatsächlich im Gehirn ankommt. Neuroinformatiker:innen gehen davon aus, dass pro Sekunde ca. 11 Millionen Bit an Informationen wahrgenommen werden. Davon erreichen allerdings nur ca. 40 Bit pro Sekunde das Gehirn. Hier kommt nun das limbische System ins Spiel. Denn als Türwächter entscheidet es, welche Informationen hereinkommen und welche draußen bleiben.

Das bedeutet, dass vor jeder Kopfarbeit eine emotionale Entscheidung steht. 0,1 bis 1 Sekunde vor der rationalen Entscheidung wird im limbischen System selektioniert. Für alle diejenigen, die sich für einen ausgebufften Kopftypen halten, ist diese Erkenntnis vielleicht schwer nachzuvollziehen. Tatsächlich konnte man inzwischen ziemlich genau nachweisen, dass alle Reize, die keine Emotion bei den Empfänger:innen auslösen, für das Gehirn wertlos sind.

Für den Deutschunterricht mit Erwachsenen ist dies eine spannende Erkenntnis. Lernen heißt im Grunde nichts genommen anderes, als dass jede Menge Informationen vom Gehirn aufgenommen und verarbeitet werden. Damit das funktioniert, braucht der Deutschunterricht mit Erwachsenen also emotionalen Input. Es bleibt nun noch die Frage, welche Art von Emotionen das limbische System an dieser Stelle unterstützen.

Grundsätzlich sind alle Informationen mit persönlicher Relevanz für den Lernprozess äußerst hilfreich. Auch etwas Neues zu entdecken, lässt das limbische System „strahlen“. Genauso wie jede Art an Information, die etwas bestätigt, was man bereits wusste. Das limbische System geht dagegen auf die Barrikaden, wenn etwas verkündet wird, was der Mensch nicht glaubt. Auch wenn Inhalte gelangweilt vorgetragen werden und wenn nichts Neues versprochen wird, dann macht es dicht und gibt die Information gar nicht erst an die Nachrichtenzentrale (das Gehirn) weiter. Das genau ist der Grund, warum es passieren kann, dass Lerner:innen im Unterricht zwar zuhören, aber am Ende nichts mitbekommen haben.

Die Konsequenzen für den Unterricht liegen auf der Hand: Eine vertrauensvolle Umgebung, in der Lernende Spaß haben und sich einbringen können, wobei möglichst viele Wahrnehmungskanäle abwechslungsreich bedient werden.