Lernen lernen
Helfen Vokabellisten beim Erlernen von neuem Wortschatz?
Vokabellisten zum Deutschlernen findet man in Lehrbüchern, im Internet und als App. Viele schwören auch auf Vokabelhefte, aber ist die Arbeit mit Listen überhaupt effektiv? Denn Listen zum Wortschatzlernen haben definitiv Schwachstellen. Eine davon ist, dass die Lernenden sich die Wörter immer in derselben Reihenfolge merken. Sie lernen also eher, was als Nächstes kommt, als die korrekte Vokabel.
Dennoch kann die Vokabelarbeit mit Vokabellisten erfolgreich sein und zwar dann, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Dabei ist an erster Stelle zu beachten, dass neuer Wortschatz im Deutschunterricht immer auf fünf Ebenen eingeführt und eingeübt wird, nämlich auf der semantischen, phonlogischen, graphischen, grammatikalischen sowie stilistischen Ebene.
Auf semantischer Ebene muss also zuerst einmal die Bedeutung geklärt sein. Hilfreich ist es hier, mit Visualisierungen zu arbeiten. Darüber hinaus sollten Lernenden aufgefordert werden, die Wörter in ihre Herkunftssprachen zu übersetzen, da man davon ausgeht, dass bis zum Niveau B1 die bereits fest verankerten Sprachen beim Lernen der neuen Sprache aktiviert werden.
Auf phonetischer Ebene geht es um genaues Hören und Nachsprechen und auf der graphischen um die Schreibweise. Neue Wörter sollten immer im Zusammenhang mit anderen Wörtern erlernt werden, was auf grammatischer wie stilistischer Ebene besonders sinnvoll ist. Überhaupt erleichtern Über- und Unterordnungen, Kategorisierungen und auch Antonyme das Vokabellernen. Die Vorteile des vernetzten Lernens liegen auf der Hand. Wissen ist systematisch und sukzessive aufbaubar, wodurch neue Wörter in bestehende Wortfelder und -familien aufgenommen werden können.
Erfolgreiches Vokabellernen hat immer mit Eigeninitiative auf Seiten der Lernenden zu tun. Die Vokabellisten können hierbei als Vorlage zur intensiven Auseinandersetzung mit dem neuen Wortschatz auf verschiedenen Ebenen dienen.
Nicht zuletzt gehören Wiederholungen zur Tagesordnung. Um eine feste Verankerung im mentalen Lexikon zu erreichen, müssen Vokabeln nämlich bis zu 100 Mal wiederholt werden. Je mehr Wahrnehmungskanäle dabei zum Einsatz kommen, desto sicherer ist die Speicherung. In der Gedächtnispsychologie hat man sich mit dem „Rhythmus des Vergessens“ auseinandergesetzt. Als Faustregel gilt dabei neuen Wortschatz nach einem Tag, drei Tagen, einer Woche und einem Monat zu wiederholen. Allerdings gilt es auch dabei, den eigenen Lernrhythmus herauszufinden.