Wortschatz erweitern mit dem Wortigel

Diese Methode ist eher etwas für Anfänger? – Keineswegs.
Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass neue Wörter im Fremdsprachenunterricht am besten erlernt werden, wenn sie in Zusammenhängen auftreten. In der Praxis hat sich die Arbeit mit Wortigeln bewährt. Diese Methode wird oft im Anfängerunterricht benutzt, aber auch in höheren Sprachlevels hat der Wortigel viel zu bieten. Eine seiner Stärken liegt in der Arbeit mit Assoziationen.
Als Assoziation gilt in der Lernpsychologie die Annahme, dass Vorstellungen von einfachen, kognitiven Elementen, von Emotionen oder von Sinneseindrücken miteinander verknüpft erlernt werden. Man beschreibt mit dem Begriff Assoziation allerdings auch das Phänomen, dass zwei (oder mehr) ursprünglich isolierte Assoziationsglieder — das können Wahrnehmungen, Gefühle, aber auch Ideen sein — eine so enge Verbindung eingehen, dass das Aufrufen eines Assoziationsgliedes das Auftreten weiterer Assoziationsglieder nach sich zieht oder zumindest begünstigt. Vereinfacht ausgedrückt erlauben Assoziationen einem, etwas in eine geeignete Schublade zu legen, z.B. das Brot zum Kaffee, und sie dort schließlich auch wiederzufinden, weil der Geruch des Kaffees an das Brot erinnert hat.
Ein Wortigel selbst ist eine visualisierte Sammlung von Wörtern zu einem Obergriff wie z.B. Essen. Dieser Oberbegriff steht in der Mitte des Blattes und drum herum angeordnet werden alle Wörter, die einem zum Thema Essen einfallen. Dabei wird der Wortschatz ganz automatisch thematisch geordnet.
Dass das Ganze wirklich effektiv ist, wurde durch Experimente in der Gehirnforschung bestätigt. Hier hat man Probanden zum einen mit dem Kontext Waschen und zum anderen mit dem Kontext Essen konfrontiert. Anschließend sollten die Probanden das Lückenwort S_ _ _ e ergänzen, wobei jene der Gruppe Essen „Suppe“ ergänzten und die anderen „Seife“.
Die Arbeit mit dem Wortigel kann auf vielfältige Weise erfolgen. So kann man Gruppenwettbewerbe daraus machen, wobei es darum geht, welche Gruppe die meisten Wörter hat. Aber auch Wortigel mit Lückenwörtern können gruppenweise erstellt werden, indem die andere Gruppe ergänzt.
Natürlich bieten Wortigel auch die Möglichkeit mit den Wörtern weiterzuarbeiten. Das kann durch Verknüpfungen mit Bewegung geschehen, durch Pantomine, die Wörter zeichnen oder sie beschreiben, ohne den Namen zu nennen, während die anderen raten. Aber auch das Schreiben kann geübt werden, indem aus 5 bis 7 Begriffen eine Geschichte erfunden wird.
Sie finden das dauert lange? Mag sein, aber es ist effektiv, wirkt dem Vergessen entgegen und kann richtig Spaß machen.
Unsere Blogautorin: Anke Kuhnecke