Wie ermittelt man die Bedarfe der Lerner*innen

Themen und Inhalte im Deutschunterricht mit Erwachsenen sollten die Interessen der Lerner*innen widerspiegeln
Das Stichwort Teilnehmer*innenorientierung besagt nichts weiter, als das Kursleiter*innen die Bedarfe der Lerner*innen in der Gruppe kennen. Gerade wenn am Ende eine Prüfung steht, die es vorzubereiten gilt. Das Argument, man hätte keine Zeit für die individuellen Themen der Lerner*innen, greift nicht. Ganz einfach, weil die persönliche Relevanz von Lerninhalten für erwachsene Lerner*innen der Schlüssel zum Erfolg ist.
Das Gehirn ist für neue Informationen aufnahmebereiter, wenn das, was in den Kursen gelernt wird, mit den persönlichen Interessen der Lerner*innen zu tun hat. Wenn es also einen Bezug zum Alltag gibt. Wie aber kann man die Bedarfe und Interessen der Lerner*innen im Deutschunterricht ermitteln?
Hier gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Zum einen durch die Äußerungen der Lerner*innen selbst. So können Kursleitende in Gesprächsrunden durch gezielte Fragen herausfinden, was die Lerner*innen brauchen. Dazu sind gut formulierte Fragen erforderlich. Grundsätzlich spielen bei der Gesprächsführung in Gruppen die Fragetechniken eine sehr wichtige Rolle. Je nach Richtung und Ziel des Gespräches kann man mit der richtigen Frage am richtigen Platz die Gespräche nämlich gezielt steuern.
So eine Fragerunde kann auch schriftlich erfolgen. Die Lerner*innen schreiben dazu auf Moderationskarten z. B. Themen, bei deren Bewältigung sie sich Unterstützung und Know-how wünschen (z.B. Fahrkartenkauf, Arzt, Kommunikation im Jobcenter, Formulare ausfüllen, Kommunikation in Schule/ KiTa etc.) Diese Themen werden durch die Kursleitenden auf einen Wochen- oder Monatsplan verteilt. Schließlich kann sich daraus ein ergänzendes Programm zum Kursablauf entwickeln.
Es kann aber auch zu Beginn eines neuen Themas (z.B. Beruf) eine Umfrage im Kurs durchgeführt werden, die die Relevanz für die Lerner*innen abfragt. Das kann beispielsweise auf einer Skala von 1 bis 5 erfolgen, wobei 1 überhaupt nicht wichtig bedeutet und 5 sehr wichtig. So wird sichtbar, ob dieses Thema für die meisten Lerner*innen überhaupt von Bedeutung ist, ob also ein Bedarf existiert.
Die andere Möglichkeit Bedarfe im Kurs zu ermitteln, ist durch Vorschläge der Kursleitenden. Hierbei geht es darum, erst einmal das Bewusstsein für den Bedarf im Kurs zu erzeugen. Das geschieht, indem die Kursleitenden Situationen herstellen, die die Lerner*innen mit möglichen kommunikativen Herausforderungen konfrontieren. Wenn dabei Fragezeichen in den Köpfen der Lerner*innen auftauchen, dann ist das Interesse geweckt und der Weg zur Aufnahme von neuem Wissen geebnet.