Mehrsprachigkeit ja – aber wie umsetzen?

Mehrsprachigkeit bewusst in den Lernprozess zu integrieren, ist eine große Chance.
Ein Mensch ist zwei- bzw. mehrsprachig, wenn er in seinem Alltag mehr als eine Sprache verwendet. Wenn also in der Familie eine andere Sprache als im öffentlichen Umfeld oder im Berufsleben gesprochen wird. Teilnehmende in Integrationskursen bringen oftmals sogar mehrere Sprachen, auch Dialekte, mit, was den Sprachlernprozess positiv beeinflussen kann, wenn ein mehrsprachiges Konzept im Unterricht methodisch-didaktisch umgesetzt wird.
Mehrsprachigkeit und interkulturelles Lernen sind dabei eng miteinander verbunden, weil sie sowohl den Zugang zu den etablierten Fremdsprachen als auch zu den Migrationssprachen eröffnen. Also greifen didaktische Ansätze auch auf den Pool des interkulturellen Lernens zurück. Thematisch bietet sich hier bereits zu Beginn eine Art Bestandsaufnahme an, wie viele Sprachen, übrigens auch Dialekte, im Kurs überhaupt gesprochen werden. Daran anknüpfend kann die Beschäftigung mit mehrsprachigen Grußformen erfolgen.
Auch Arbeitsanweisungen und die Kurssprache selbst können mehrsprachig leicht in den Kursalltag integriert werden. Dabei wird oft auch mit mehrsprachigen Beschriftungen in den Kursräumen gearbeitet. Lieder und Feste sind die Klassiker im interkulturellen Lernen und finden also auch im Konzept des mehrsprachigen Lernens ihren direkten Eingang in den Unterricht.
Eine weitere Möglichkeit der lernfördernden Auseinandersetzung ist das Anfertigen von Sprachenportraits: Wo werden die jeweiligen Sprachen von wie vielen Sprechern gesprochen? Zu welcher Sprachfamilie gehört die Sprache? Welche Besonderheiten hat sie? Gibt es internationale Wörter oder umgekehrt Wörter in der deutschen Sprache? Das alles kann in einem Sprachenportrait thematisiert werden.
Geschickt verpackt lassen sich am Sprachenportrait gleichzeitig prüfungsrelevante Themen wie Statistiken, Auswerten von Grafiken, Präsentationsformen, Vergleiche etc. trainieren. Auch mehrsprachige Rollenspiele können im Unterricht umgesetzt werden. Oder die Frage, welche Sprachen die Tiere in der jeweiligen Sprache sprechen. Das funktioniert auch in Kursen mit Erwachsen und nicht nur zur Auflockerung.
Wichtige Sprachbrücken im Konzept der mehrsprachigen Didaktik sind deutsche Wörter in anderen Sprachen zu finden. So kann man im Bosnischen/Kroatischen und Serbischen das Wort „rostfraj“, im Griechischen „froilain“, im Polnischen „kinderstuba“, im Rumänischen „şnur“ oder im Türkisch „otoban“ finden.
Auch umgekehrt können internationale Wörter aus anderen Sprachen im Deutschen gesucht werden. Hierhin passt auch die Auseinandersetzung mit Namen und Anreden in den verschiedenen Sprachen. Wenn man sich erst einmal auf die Suche begibt, findet man weitere Beispiele, die es den Lernenden ermöglichen, ihre unterschiedlichen Spracherfahrungen aktiv in den Unterricht einzubringen – und darum geht es letztendlich: vorhandene Ressourcen sinnvoll zu nutzen.
Unsere Blogautorin: Anke Kuhnecke