Lesetexte im BSK – mit Traffic Light Reading geht's

Wenn die Texte komplexer werden, dann geht Traffic Light Reading.
Textarbeit ist enorm wichtig, vor allem, wenn man auf die berufsorientierenden Kurse (BSK) schaut. Das Ziel im BSK ist, die Lernenden auf den beruflichen Alltag in Deutschland vorzubereiten, während sie gleichzeitig ihre Deutschkenntnisse auf ein B2- oder sogar C1-Niveau entwickeln. Das geht nur, wenn die Textarbeit auch an möglichst authentischen Texten aus dem beruflichen Alltag erfolgt. Lesetexte im BSK sind demnach stark an die beruflichen Handlungsfelder geknüpft. Das Besondere ist, dass sie dem Spracherwerb ebenso wie dem Wissenszuwachs dienen.
Die Herausforderung dabei ist, dass sich die Lernenden neben dem berufsbezogenen Wortschatz auch mit komplexen grammatischen Strukturen auf den höheren GER-Levels auseinandersetzen müssen. Eine gut ausgeprägte Lesefertigkeit ist dabei der Anfang von allem. Zu erkennen ist sie daran, dass die Lernenden fließend lesen, ohne regressive Sakkaden, also „Zurücklesen“. Auch die Blickspanne ist bei fließendem Lesen erweitert. Trainieren kann man das übrigens unter anderem mit den so genannten Pyramidenwörtern.
Für das Training der Texterschließung im BSK empfiehlt sich das Positivlesen oder auch Traffic Light Reading. Bei der Arbeit mit anspruchsvollen Texten kann das Markieren nach dem Ampelprinzip (Traffic Light) sehr hilfreich sein. Hierbei nutzen die Lernenden grüne Markierungen, um das zu kennzeichnen, was sie verstanden haben. Gelb nutzen sie, um Wortgruppen oder Wörter zu markieren, bei denen sie unsicher sind, aber dennoch glauben, sie können sie sich erschließen.
Hier greifen jetzt die aus der Wortschatzarbeit bekannten Strategien, wie die Suche nach Internationalismen, nach Vokabular, das in der Muttersprache oder eventuell aus einer anderen Fremdsprache bekannt ist. Ebenso kommen an dieser Stelle die sprachimmanenten Ableitungsregeln ins Spiel. Aber auch der Kontext sollte für das Verständnis einbezogen werden.
Rot nehmen die Lernenden nur dann, wenn sie etwas überhaupt nicht verstehen. Um das kooperative Lernen zu fördern, kommt nach dem Lesen der Austausch mit den anderen Lernenden.
Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen. Zuerst werden nur die gelb markierten Stellen besprochen und dann die roten oder umgekehrt. Oftmals ergeben sich im Austausch AHA-Effekte in beide Richtungen. Alles, was die Lernenden danach immer noch nicht verstanden haben, muss selbstverständlich im Plenum geklärt werden. Verstehen heißt, bereits vorhandene Kenntnisse mit neuen Informationen zu verknüpfen und das auf beiden Ebenen, der sprachlichen und der inhaltlichen.
Unsere Blogautorin: Anke Kuhnecke