Hausaufgaben – ja oder nein?

Und wenn ja – wie?
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen – schon gar nicht vom Sprachenhimmel. Hausaufgaben sind eine Möglichkeit der Wiederholung und Festigung, aber nicht immer unumstritten.
Die Pro-Fraktion plädiert für die Förderung der Eigenständigkeit im Lernprozess, dem Einüben von Lerntechniken und dem positiven Effekt der Wiederholung. Die Contra-Fraktion findet, dass Hausaufgaben neben der Alltagsbewältigung sowieso nicht zu schaffen sind bzw. gar nicht gemacht werden und daher sinnlos sind. Manche gehen sogar davon aus, dass durch Hausaufgaben die Leistungsschere, die ohnehin in den Kursen besteht, nur noch größer werde, da es oft die lerngewohnten, guten Teilnehmenden seien, die auch die Hausaufgaben machen.
Ein wirkliches Rezept gibt es wie immer nicht – denn auch Hausaufgaben machen tatsächlich nur Sinn, wenn sie einen didaktischen Zweck erfüllen und es für die Teilnehmer eine verlässliche Erfolgskontrolle gibt. Das heißt: Hausaufgaben lediglich aus Prinzip aufzugeben, ist nicht so effektiv wie Hausaufgaben in den Kontext des Lernprozesses einzubetten. Da geht weit mehr als nur Vokabellernen.
Den Unterrichtsstoff vor- oder nachbereitende Übungen sind der Klassiker. Auch Transferübungen, mit denen erlernte Strukturen auf eine neues Thema übertragen werden, bestenfalls in ein ganz persönliches, klappen als eigenständige Übung sehr gut. Lernungewohnte Teilnehmende kann man auch einmal lediglich mit einer Fragestellung zum Weiterdenken nach Hause schicken.
Ohne Kontrolle allerdings bringen die Hausaufgaben gar nichts. Und das nicht nur, weil die Anstrengung und Arbeit der Teilnehmenden gewürdigt werden möchte. Die Kontrolle ist auf sehr unterschiedliche Weise möglich:
Das Vorlesen der Ergebnisse ist bei geschlossenen Übungsformen die schnellste Art und Weise. Allerdings ist sie auch teilweise unergiebig, denn individuelle Schwierigkeiten des einzelnen Kursteilnehmenden kommen zu kurz. Die individuelle Kontrolle der Hausaufgaben durch die Kursleitenden hat den Vorteil, dass auf individuelle Fehler und Fragen eingegangen werden kann, aber sie kostet auch mehr Zeit. Die selbstständige Kontrolle mithilfe von Lösungsschlüsseln erfordert wiederum ein Minimum an Lernerfahrung, ebenso wie die gegenseitige Kontrolle der Ergebnisse. Fehlererkennung, ohne dass man zwangsläufig die richtige Lösung kennen muss, ist ein wichtiger Schritt im Sprachlernprozess und die Sensibilisierung der Teilnehmenden für diese Fähigkeit ist enorm wichtig.
Hausaufgaben müssen nicht immer für alle Teilnehmenden gleich sein. Auch Einzelaufgaben, deren Lösung von einem oder mehreren Teilnehmenden präsentiert werden, erweitern das Spektrum. Und um die Muster zu unterbrechen, können sie auch mal im Kurs gemacht werden. Lernungewohnte Teilnehmende können auf diese Weise Routinen erlernen.
Unsere Blogautorin: Anke Kuhnecke