Was ist dran an der 10.000-Stunden-Regel?

Jeder Mensch kann es mit 10.000 Stunden Übung zur Meisterschaft bringen.
Seit Anfang der 90er Jahre kreist diese Idee durch unsere Köpfe. Anstoß gab der Psychologe Anders Ericsson zusammen mit seinen deutschen Kollegen Ralf Krampe und Clemens Tesch-Römer. Sie wollten herausfinden, warum manche Menschen erfolgreicher sind als andere. Die Antwort kennt auch der Volksmund: Ohne Fleiß, kein Preis.
Den meisten Ausnahmekünstlern, Genies oder Sportlern wurde der Erfolg nicht in die Wiege gelegt, sondern durch harte Arbeit und Übung erlangt. Genau das wollte Ericsson untermauern, als er die Lebensläufe von Studenten einer Musikakademie verglich. Die besten Studenten des Jahrgangs hatten schon seit frühester Kindheit regelmäßig mehr Stunden mit dem Üben verbracht als ihre mittelmäßigen Kommilitonen.
10.000 Stunden Übung bis zur Meisterschaft bedeuten 3 Stunden Übung pro Tag oder 20 Stunden pro Woche und das über 10 Jahre lang. Egal wie umstritten das Ganze inzwischen ist – Erfolg kommt nicht über Nacht. Oder eben doch?
Neuere Studien u.a. an der Michigan Universität beschäftigten sich mit Meistermusikern oder Schachspielern der Weltelite. Sie fanden heraus, dass einige bereits nach rund 7500 Stunden Übung zur Spitze gehörten, während mehr als 20 Prozent dort sogar schon nach weniger als 5.000 Stunden angelangt waren. Auch Wissenschaftler der Princeton Universität haben sich die 10.000-Stunden-Regel genauer angesehen und dazu 88 Studien ausgewertet, die sich mit Übung und Praxiserfahrung im Zusammenhang mit Erfolg auseinandersetzen. Auch ihr Ergebnis zeigte, dass Übung letztendlich nur zu 12 Prozent den Meister ausmache.
Es geht anscheinend nicht nur um die Quantität, sondern viel mehr um die Qualität des Übens. Folgende Regeln für Leistungssportler und Spitzenmusiker aufgestellt, lassen sich auch eins zu eins auf das Üben im Sprachunterricht übertragen.
Üben sollte immer fokussiert und konzentriert erfolgen und mental herausfordern. Die Übungen sollten die Lernenden besser machen, was nur funktioniert, wenn im Vorfeld die Schwächen identifizieren wurden, um dann gezielt an ihnen zu arbeiten.
Die Übungen sollten wiederholt werden und zwar immer wieder. Es sollte unbedingt über einen langen Zeitraum von mindestens zehn Jahren geübt werden (nicht nur bis zum DTZ). Nach jeder Übung sind die Leistungsüberprüfung und Bewertung an der Reihe.
Ganz wichtig sind auch Zwischenziele oder sogenannte Meilensteine. Außerdem sollten die Fortschritte auch von außen kontrolliert und beurteilt werden – von Freunden, Mitlernenden und Kursleitenden. Das geht im Wettbewerb und durch Feedback. Und nicht zu vergessen, sind die wichtigen Belohnungen für Teilerfolge – also etwa, wenn ein Meilenstein erreicht wurde, was ganz simpel auch ein Modulende sein kann.
Unsere Blogautorin: Anke Kuhnecke