arrow-down arrow-to-left arrow-to-right arrow-up bc-left check delete download facebook google-plus home map menu print search smiling three-lines top-left twitter youtube

Was tun bei fließendem Falsch-Sprechen?

Eine große Gruppe Lernender sitz an einem Tisch und bearbeitet gemeinsam Lernmaterialien. Alle lächeln.

Wie kommt es zum fließenden Falsch-Sprechen?

Nicht selten begegnen einem im Deutschunterricht mit Erwachsenen die so genannten Fließen-Falsch-Sprecher*innen. Obwohl ihnen im Unterricht die regelhaften Formen vermittelt werden, machen sie immer wieder die gleichen Fehler und sprechen ein ungrammatisches Infintivdeutsch. Man nennt das auch Fossilierung. 

Die Sprachkenntnisse werden dabei über einen erreichten unzulänglichen Stand hinaus nicht weiterentwickelt. Die sprachlichen Abweichungen von der Zielsprache aus einer früheren Sprachlernphase werden also beibehalten. Und das völlig unabhängig vom Alter, der Unterrichtsdauer oder dem Erkläraufwand der Kursleiter*innen im Deutschunterricht. (Selinker 2004) 

Es gibt im Umgang mit Fließend-Falsch-Sprechern eigentlich kein Geheimrezept. Vielmehr benötigt man einen Koffer voller Methoden und vielfältige Formen des Umgangs mit Fehlern und deren Korrektur. Vor allem aber sollte man sich bewusst machen, welche Ursachen überhaupt zur Fossilierung führen können. 

Fließend-falsch-Sprechende haben die Zielsprache ungesteuert, also situativ im Alltag erworben. Praktisch im Umgang mit Behörden, beim Einkaufen, beim Arzt.

Das heißt hauptsächlich durch das Hören und Nachsprechen. Während bei der gesteuerten Sprachvermittlung im Unterricht vom einfachen zum schweren vorgegangen wird, ist der ungesteuerte Erwerb im Alltag von einer enormen Komplexität gekennzeichnet. Jeder der schon einmal im Ausland einer Fremdsprache ausgesetzt war, kann das gut nachvollziehen. Man badet quasi in Sprache und ist froh, dabei nicht unterzugehen. Man ist glücklich, irgendwie den Inhalt mitzubekommen und freut sich, wenn einzelne kommunikative Absichten umgesetzt werden können. Die sprachlich korrekte Form rutscht dabei (erst einmal) in den Hintergrund. 

Unbewusst werden außerdem die Strukturen der Herkunftssprache auf die Zielsprache übertragen. Sind beide Sprachen relativ nah beieinander, kann das sogar ganz gut ausgehen. Und ziemlich oft kann auch mit fehlerhafter Grammatik das kommunikative Ziel erreicht werden. Die Sprecher*innen bilden auf diese Weise eine Interimssprache aus, die zunächst noch sehr wandelbar ist. Es hängt jetzt von der individuellen Motivation der Sprecher*innen ab, weiter zu lernen und sich den Strukturen der Zielsprache anzunähern. 

In dieser Phase kann es aber auch passieren, dass die bisher erworbene Sprache einfriert. Die fehlerhaften Strukturen verfestigen sich. Ohne ausreichende Motivation auf Seiten der Sprecher*innen ist ab hier wenig zu verändern. Vor allem die persönlichen Ziele spielen eine große Rolle: Möchte die Peron eine Ausbildung beginnen oder ist das familiäre Umfeld und die Alltagsbewältigung vorrangig und es reicht völlig aus, wenn man einkaufen kann und bei Behörden zurechtkommt. 

Unsere Blogautorin: Anke Kuhnecke

< zurück

Weiterempfehlen: