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Lernwiderstände unter der Lupe

Zwei Lerner*innen sitzen vor ihren ausgebreiteten Arbeitsblättern, eine junge Lehrerin lehnt sich erklärend zu ihnen. Sie lächelt.

Häufige Ursachen für Lernbarrieren

Es gibt Gruppen, da ist der Wurm drin – demotivierte Teilnehmer, äußerst unregelmäßige Anwesenheit, nur langsame bis gar keine Progression. Oftmals beginnt die Lehrkraft an sich zu zweifeln und stellt ihren Unterricht in Frage, anstatt auf die möglichen Ursachen der Lernwiderstände bei den Teilnehmenden zu schauen.

Lernwiderstände, Lernbarrieren oder auch Blockaden sind per Definition Minderleistungen beim absichtsvollen Lernen, die man daran erkennt, dass gewünschtes Wissen, Können oder auch Verhalten nicht in ausreichender Qualität und Sicherheit sowie in der dafür vorgesehenen Zeit erworben wird (Lauth, Grünke u. Brunstein, 2014). So nüchtern betrachtet, stellt sich das eigentlich nicht als Problem dar, aber für die Betroffenen werden diese Minderleistungen nicht als Prozess innerhalb einer Weiterentwicklung empfunden, sondern nagen am Selbstwert, erzeugen regelrechte Misserfolgserwartungen und mindern das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit.

An dieser Stelle beginnt dann ein oft nicht leicht zu durchschauender Kreislauf von Strategien zur Abwehr dieses Missempfindens. Manche machen sich quasi unsichtbar, nehmen innerlich am Kursgeschehen nicht mehr teil, wirken gelangweilt, spielen mit dem Handy, kommen zu spät oder gar nicht. Andere stören den Lernprozess und zweifeln Methoden, Material oder die Lehrkraft an. Auch körperliche Reaktionen von Kopfschmerz bis hin zu gesundheitlichen Problemen können auftauchen.

Viele Lehrkräfte fühlen sich in solchen Unmutsstituationen persönlich angegriffen, zweifeln an sich selbst oder tun das Problem als unzureichende Motivation der Teilnehmenden ab. Aber das ist für die Auflösung der Lernbarrieren nicht förderlich.

Zuallererst gilt es die Ursachen herauszufinden. Am besten eignet sich dafür das persönliche Gespräch. Ein Aufhänger sollte die Lernbiografie des Teilnehmers oder der Teilnehmerin sein, denn oftmals sind die Lernerfahrungen der Vergangenheit ein Auslöser. Es ist klar, das man negative oder frustrierende Lernbiografien nicht mehr ungeschehen machen kann, aber durch positive Erfahrungen in der Gegenwart können sie, wie bei einem alten Tonband, überspielt werden und die Lust am Lernen kann (wieder) geweckt werden.

Auch die aktuellen Rahmenbedingungen in Bezug auf die Institution oder die sozialen Verhältnisse können ein Auslöser für Lernwiderstände sein. Schwierige familiäre Situationen, Krankheit, Müdigkeit etc. behindern die Aufnahmefähigkeit. Es ist sinnvoll, als Lehrkraft den Teilnehmenden den Zusammenhang zwischen diesen Problemen und dem langsamen Lernfortschritt bewusst zu machen. Bestenfalls suchen Sie gemeinsam nach Lösungen. Das können Absprachen über Pausenzeiten sein, mitunter sogar ein Wechsel in eine zeitlich anders gelagerte Gruppe, aber vor allem eine Fokussierung auf Stärken, Interessen und Erfahrungen der Teilnehmenden.

Bedarfsorientierte Lernangebote ist hier das Zauberwort. Sie betreffen den organisatorischen wie inhaltlichen Rahmen, der sich auch an erwachsenengerechten Interaktionsformen zeigt: Mitsprache und Mitentscheidung der Teilnehmenden. Menschen lernen, wenn sie das, was sie lernen, als sinnvoll empfinden und eigene Interessen damit verbinden können.

Unsere Blogautorin: Anke Kuhnecke

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