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Muss man intelligent sein, um Deutsch zu lernen?

Drei Lerner*innen studieren gemeinsam ein Papierdokument, im Hintergrund steht eine Lehrerin.

Die Rolle der Intelligenz für den Spracherwerb wird von Kursleitenden gelegentlich überbewertet.

Bei dem gegenwärtig hohen Anteil an Teilnehmenden ohne Schul- und Lernerfahrung hört man auf Seiten der Kursleitenden nicht selten Sätzen wie „Das lernen meine Teilnehmenden nie“ oder „Bei so gering ausgeprägter Intelligenz ist die Prüfung nicht zu schaffen“.

Welche Rolle Intelligenz beim Spracherwerb tatsächlich spielt, kann man durchaus vielschichtig und intensiv diskutieren. Denn ebenso wie die Motivation ist Intelligenz nicht anhand einer eindimensionalen Definition erklärt.

Der Begriff stammt von lat. „inter“, „zwischen“, sowie „legere“, „lesen“ oder „wählen“ ab. In der Psychologie beschreibt Intelligenz sämtliche kognitiven Fähigkeiten eines Menschen, die ja sehr unterschiedlich ausgeprägt sein können. In der Forschung existiert nicht wirklich Einigkeit darüber, wie diese Fähigkeiten zu unterscheiden und zu gewichten sind, so dass es letztendlich auf verschiedene Theorien zum Gesamtkomplex Intelligenz hinausläuft.

Bereits in der Antike unterschied man zwei Ebenen geistiger Fähigkeiten: die Bildung auf der einen Seite und die Fähigkeit, neues Wissen aufzunehmen und es zu verarbeiten, auf der anderen.

So unterschiedliche Konzepte wie analytisches Denken, Kreativität, schnelle und effiziente Problemlösung oder beispielsweise die Fähigkeit, sich in andere hineinversetzen zu können, lassen sich unter dem Begriff Intelligenz subsumieren.

Auch verbindet man mit dem Begriff Intelligenz Fähigkeiten wie die Konzentrationsfähigkeit, das logische Schlussfolgern, die Geschwindigkeit, mit der Informationen verarbeiten werden, und die Merkfähigkeit ebenso wie die Art und Weise, wie ein Mensch diese ihm gegebenen Fähigkeiten anwendet – was er also aus seinen Fähigkeiten macht.

Für den Sprachunterricht kann man unbestritten feststellen, dass mit einer gut ausgeprägten Konzentrationsfähigkeit, mit einer hohen Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung und/oder einer sehr guten Merkfähigkeit auch der Lernprozess besser und schneller vonstattengeht. Aber – und das ist wichtig – nicht unbedingt.

Für die Lernerfahrungen im Fremdsprachenerwerb haben ebenso Glaubenssätze („Deutsch ist schwer, das lerne ich nie.“), Emotionen („Ich will gar nicht hier sein, warum soll ich die Sprache lernen?“) und die Motivation eine unbestechlich wichtige Funktion. Das heißt, der gesamte Komplex „Deutschlernen“ lässt sich in keiner Weise auf die verkürzte Formel „Intelligente Menschen lernen besser Deutsch“ reduzieren.

Neurologen und Sprachwissenschaftler sind sich hier ebenso einig: Intelligenz spielt beim Spracherwerb nicht die Hauptrolle. Auch an der Universität Innsbruck wurde das Phänomen Spracherwerb erforscht. Mit dem Ergebnis: „Jeder kann Fremdsprachen lernen, wenn er nur wirklich will." (Stichwort Motivation), wobei eingeräumt wird, dass gewisse natürliche Veranlagungen, wie beispielsweise das Hörvermögen, ein wesentlicher Erfolgsfaktor sind.

Unsere Blogautorin: Anke Kuhnecke

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