„Scaffolding“ III – Micro-Scaffolding

Micro-Scaffolding – So geht Gerüste bauen im Unterricht.
Scaffolding als allgemeine Unterstützungsstrategie zur Sprachförderung bietet Kursleitenden eine lerntheoretisch fundierte und vor allem wirksame Methode, um festgelegtes fachliches Lernen zu ermöglichen. Damit ist Scaffolding vor allem im berufsorientierenden Deutschunterricht wichtig.
Mit Mikro-Scaffolding wird dabei die Unterrichtsinteraktion innerhalb des Unterrichtgeschehens (auch Interactional Scaffolding) bezeichnet. Die vorab geplanten Unterstützungsformen der Makro-Ebene werden im Mikro-Scaffolding also ganz praktisch umgesetzt. Das heißt konkret, dass in dem Moment, in dem das sprachliche Repertoire des Lernenden in der Kurssituation ausgeschöpft ist, eine sprachliche Unterstützung angeboten wird, die bestenfalls die sprachliche Weiterentwicklung anregt.
Diese Unterstützung kann vom Kursleitenden, aber auch von den Lernenden untereinander, ausgehen und auf verschiedene Weise erfolgen. (Hammond, Gibbons, 2005) So ist ein wesentliches Instrument die Aktivierung von Vorwissen, um Vernetzungen im Gehirn zu nutzen und zu erzeugen.
Ebenso ist der gesamte Komplex Umgang mit Fehlern und Fehlerkorrektur hierin enthalten. Im Micro-Scaffolding geht es dabei weg von der expliziten Korrektur hin zur Anpassung oder Überformung des sprachlichen Outputs der Lernenden. Das kann auch durch gestische und verbale Handlungen erfolgen. Wichtig ist immer, dass ein Impuls an die Lernenden gegeben wird, ihre eigenen Äußerungen zu verlängern oder zu erklären.
Darüber hinaus ist die Interaktion zwischen den Lernenden eine ganz bedeutende Komponente im Micro-Scaffolding, da die Lernenden im Miteinander die sprachlichen Strukturen erproben und ausprobieren können. Micro-Scaffolding steht und fällt also immer mit möglichst reichhaltigen Anwendungsmöglichkeiten während des Unterrichts.
Konkrete Methoden des Mikro-Scaffoldings sind dabei das Sprechen über das Sprechen, direkte Unterstützung durch den Kursleitenden durch passende Begriffe, Ermutigung der Lernenden zu längeren auch fachspezifischeren Äußerungen sowie das indirekte Bereitstellen von „Sprachmaterial“ durch Nachfragen, wobei darauf zu achten ist über den fragend-entwickelnden Unterricht hinauszugehen. Das gelingt vor allem durch Verlangsamung der Interaktion und indem die Lernenden mehr Zeit für die Planung und individuelle Auseinandersetzung mit der jeweiligen Aufgabe erhalten. Vor allem braucht Scaffolding authentische Kommunikationssituationen im Kursraum, damit die Lernenden bildlich gesprochen möglichst viel in alltags- und fachrelevanten Gerüsten herumklettern können.
Unsere Blogautorin: Anke Kuhnecke