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Die rezeptiven Fertigkeiten

Drei Lerner*innen in einem Unterrichtsraum an einem Tisch, vor ihnen befinden sich Arbeitsmaterialien

Hörverstehen und Leseverstehen unter der Lupe.

In der Sprachwissenschaft werden vier sprachliche Grundfertigkeiten unterschieden. Das Hörverstehen, das Leseverstehen, das Sprechen und das Schreiben. Hörverstehen und Leseverstehen sind dabei die rezeptiven Fertigkeiten - rezeptiv von lateinisch receptio, was „Aufnahme“ oder „Empfängnis“ bedeutet. Im Deutschunterricht mit Erwachsenen werden grundsätzlich alle vier Fertigkeiten in ausgewogenem Verhältnis trainiert. Es lohnt sich allerdings einmal genauer hinzuschauen, was die rezeptiven Fertigkeiten eigentlich ausmacht.

Bei den rezeptiven Fertigkeiten werden akustische oder optische Signale von den menschlichen Rezeptoren Auge und Ohr aufgenommen und anschließend verarbeitet. Im DaZ-Unterricht betrifft das Hör- oder Lesetexte, die von den Lerner*innen erfasst und verstanden werden. Man unterscheidet beim Hör- und auch beim Leseverstehen also zwei Phasen: Das Dekodieren und das eigentliche Verstehen.

Beim Hörverstehen werden beim Dekodieren akustische Signale, die über die Ohren aufgenommen werden, identifiziert, segmentiert und sprachlichen Einheiten zugeordnet (Faistauer 2010). Vorstellen kann man sich, wenn man an das Erlernen einer ganz neuen Fremdsprache denkt. Zu Beginn werden hier aus einem Salat an Lauten nur einzelne Wörter herausgehört bis es schließlich ganze Sätze sind. Der Vorgang des Dekodierens läuft beim Lesen selbstverständlich anders ab. Der Verstehensprozess dagegen, um den es ja letztendlich geht, ist bei beiden Fertigkeiten gleich.

Verstehen ist grundsätzlich ein aktiver Interaktionsprozess, bei dem so genannte Bottom-Up und Top-Down-Prozesse ineinandergreifen. Bottom-Up bezeichnet den Prozess, bei dem Informationen vom Text zu den Hörer*- und Leser*innen, also den Rezipienten, gelangen. Top-Down dagegen meint den Prozess, bei dem das Vorwissen von Hörer*- und Leser*innen auf den Text übertragen wird. Das kann auf unterschiedliche Weise geschehen. Zum einen, indem aufgrund des Weltwissens Hypothesen gebildet werden. Zum anderen, indem aus bereits verstandenen Teilen automatisch auf nicht verstandene geschlossen wird (inferieren) oder indem aus bereits Verstandenem auf möglicherweise Kommendes geschlossen wird (antizipieren).

Dem Hörverstehen kommt im DaZ-Unterricht eine besondere Rolle zu. Im Erstsprachenerwerb ist es die erste Fertigkeit, die erworben wird und im Alltag ist es die Fertigkeit, die am häufigsten benötigt wird. Vor allem im niedrigschwelligen Deutschunterricht und in der Alphabetisierung nimmt das Hörverstehen eine führende Rolle ein. Wobei allerdings selbstverständlich ist, dass alle vier Fertigkeiten sich gegenseitig bedingen.

Unsere Blogautorin: Anke Kuhnecke

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