Binnendifferenzierung in der Praxis

Sie ist in aller Munde, aber was funktioniert im Kurs?
Binnendifferenzierung ist ein wichtiges Thema wie auch wesentliches Element eines gelingenden Sprachunterrichts. Heterogene Gruppen in den Sprachkursen sind der Alltag. Oft wird hier zuerst an Nationalität, Geschlecht und Alter gedacht. Dass aber vor allem die Lerngewohnheiten, das Vorwissen oder auch die kognitiven Voraussetzungen einen erfolgreichen Lernprozess ausmachen, wird dabei manchmal übersehen.
Lernen ist ein individueller Prozess. Mit einem Deutschkurs, der den Lernenden Möglichkeiten zur individuellen Auseinandersetzung mit dem Lernstoff bietet, ist man also schon einmal auf dem richtigen Weg.
Aber was funktioniert in der Praxis? Den meisten Kursleitenden gelingt es mühelos über Zusatzmaterial nach oben zu differenzieren. Wobei hier die Herausforderung ist, Lernende, die schneller fertig sind, sinnvoll zu fördern und nicht einfach nur zu beschäftigen.
Die Zusatzaufgaben sollten immer zum jeweiligen Thema passen. So kann man schnellere Lernende sinnvoll fördern, indem sie beispielsweise Vor- oder Nachteile zu dem Thema auflisten, online recherchieren, die Korrekturen anderer Teilnehmer im Kurs übernehmen, etwas grammatikalisch umformulieren (Zeitform, Person etc.), Fragen bilden oder das ganze Thema in einem anderen Kontext bearbeiten. Auch eine pro und contra Diskussion vorbereiten oder Dialoge zum Thema einüben, sind als weiterführende Aufgabenstellungen möglich.
Es ist aber auch genauso wichtig nach unten zu differenzieren, um langsamere oder lernungewohnte Lernenden abzuholen und zu fördern. Hier ist der erste Schritt immer die Reduktion des Materials und das Abschwächen der Aufgabenstellung.
Lesetexte können angepasst werden, indem langsamere Lernende z.B. nur den ersten Abschnitt lesen oder erst einmal nur bestimmte Wörter im Text markieren. Bei Schreibaufgaben zu Lesetexten müssen sie nicht die komplexen Fragen beantworten, sondern den Text eventuell in die richtige Reihenfolge bringen oder den zerschnittenen Text eines Lernpartners ordnen, anstatt einen eigenen Text zu schreiben. Auch können sie sinnvoll zur Vorbereitung von Diskussionen beitragen, anstatt diese bereits aktiv selbst zu führen.
Eine für die Differenzierung besonders gut geeignete Übungsform ist das Rollenspiel, da die Lernenden entsprechend ihrer Fähigkeiten ihre sprachliche Handlungsfähigkeit beweisen können. Ebenso bieten sich bei den Sozialformen die Partner- und Gruppenarbeit zu Binnendifferenzierung an. Hier entweder in leistungshomogenen Kleingruppen oder durch bewusste Mischung, um so die gegenseitige Unterstützung zu ermöglichen.
Unsere Blogautorin: Anke Kuhnecke