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Was macht gute Aufgaben aus?

Zwei junge Studierende unterhalten sich freundlich. Auf dem Tisch vor ihnen liegt ein aufgeschlagenes Lehrbuch.

Mit Aufgaben wird ein aktiver Lernprozess gesteuert – zumindest dann, wenn diese sinnvoll geplant sind.

Aufgaben und Übungen sind im Lernprozess wie die sich abwechselnden Hindernisse beim Hürdenlauf. Während Übungen der Wiederholung und Anwendung dienen, sind Aufgaben so etwas wie die Herausforderungen, denen sich die Teilnehmenden im Lernprozess stellen. Wenn man so will, ist es das, was der Prinz im Märchen erfüllen muss, bevor er die Prinzessin bekommt.

Im Fremdsprachenunterricht lässt man die Teilnehmenden nicht ganz auf sich allein gestellt dem Drachen gegenübertreten. Sie erhalten einen Wegeplan, eventuell Gefährten und immer wieder sogar einen Probedurchlauf.

Da es nicht das Ziel des Fremdsprachenunterrichtes ist, die Aufgaben der Lehrbücher abzuarbeiten, lohnt es sich, das Regelwerk guter Aufgabenstellungen einmal genauer anzusehen. Zuallererst sind Aufgaben stets verständlich formuliert. Eine klare und einfache Sprache mit eindeutigen Handlungsanweisungen und/oder Fragestellungen erleichtert den Teilnehmenden zu erfassen, was sie tun sollen.

Damit die Lernenden nicht vor dem Drachen stehen bevor sie überhaupt ein Schwert benutzen können, sollten Aufgaben aufeinander aufbauen: vom Einfachen zum Schweren, vom Bekanntem zum Neuem.

Ebenso ist es wichtig, dass die Teilnehmenden das Aufgabenformat kennen bzw. an neue Aufgabentypen herangeführt werden. So wird eine komplexe Höraufgabe, die nicht vorher trainiert wurde, die meisten Teilnehmenden vor große Schwierigkeiten stellen. Wenn die gesamte Aufmerksamkeit darauf gerichtet ist, was eigentlich gemacht werden soll („Ja“ ankreuzen oder das Falsche ausschließen), bleibt wenig Kapazität, um sich auf den Inhalt zu konzentrieren. (Erst lernen, wie man das Schwert hält, dann gegen den Drachen kämpfen.)

Darüber hinaus bauen Aufgaben im Lernprozess nicht nur aufeinander auf, sondern sollten voneinander abhängige Einheiten bilden. Will man die Adjektivdeklination einführen, ist es nicht sinnvoll, mit einem Lesetext zum Thema „Orientierung im Kaufhaus“ zu beginnen, um dann mit einer Hörübung zum Thema „Mein neues Auto“ weiterzumachen.

Gute Aufgaben bilden immer ein komplexes Lernarrangement. Sie verknüpfen die verschiedenen Kompetenzbereiche so miteinander, dass nicht nur produktive und rezeptive Fertigkeiten trainiert werden, sondern auch ein inhaltlicher „Spannungsbogen“ aufrechterhalten wird. Das wirkt motivierend und kognitiv aktivierend.

Auf diese Weise regen Aufgaben im Lernprozess zur individuellen aktiven Auseinandersetzung an und eröffnen die Möglichkeit zu handlungsorientiertem Lernen. Das heißt, sie münden in ein konkretes Produkt (Poster, Rollenspiel etc.), an dem das Geleistete sichtbar wird. Ziel ist es, die Fremdsprache nachvollziehbar und sinnvoll zur Bewältigung der Aufgaben einzusetzen – möglichst alltagsnah und teilnehmerorientiert und mit Möglichkeiten zur Binnendifferenzierung.

Nicht zuletzt sollten Aufgaben im Lernprozess die Selbstkontrolle ermöglichen, um so die eigene Einschätzung des Lerneffektes sowie des Lernzuwachses sicherzustellen. Das heißt, Präsentation der Ergebnisse, Feedback und Transfer in den Alltag beenden eine jede Aufgabenstellung. Eben fast wie im Märchen – am Ende erhält der Held Anerkennung und eine Belohnung.

Unsere Blogautorin: Anke Kuhnecke

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