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Didaktik bei DaF

DaF/DaZ-Wissensportals "Einfach machen"

von Anke Kuhnecke

Didaktik bei DaF

Rituale im Daz-/DaF-Unterricht

Bei den meisten Menschen beginnt der Tag mit dem Kaffee am Morgen, dem eine Menge Gewohnheiten folgen, über die gar nicht mehr nachgedacht wird. Solche sich derart wiederholenden Abläufe nennt man Rituale. Sie vereinfachen uns das Leben, stabilisieren und schaffen Ordnung in einer überbordenden Welt. In der Gesellschaft haben sie darüber hinaus etwas Gemeinschaftsstiftendes, indem sie das Wir-Gefühl stärken.

All das macht Rituale zu einem äußerst wichtigen Moment im Deutschunterricht mit Erwachsenen. Sie strukturieren den Kursalltag und vermitteln den Teilnehmenden Sicherheit und Orientierung. Außerdem wirken sie sich positiv auf das Gruppenklima (43_Positives Gruppenklima – Wie geht das? Kopie)aus. Einzelnen Teilnehmenden können sie auch den Zugang zur Fremdsprache oder dem Kurs überhaupt erleichtern.

Auch wenn das Etablieren wie auch konsequente Umsetzten von Ritualen einiges an Zeit und Energie erfordert, überwiegen die Vorteile. In vielen Kursen sind Begrüßungs- und Abschiedsrituale (z.B. den Raum aufräumen) selbstverständlich. Einfache Standardformulierungen zu Beginn, wie „Guten Tag“und „Wie geht es Ihnen“, vermitteln Sprachanfängern das Gefühl, die ersten kurzen Minuten eines Gespräches händeln zu können. Darüber hinaus können mit diesen ersten Minuten der Begrüßung die Teilnehmenden auch mental im Klassenraum ankommen.

Erwachsene bringen oft ihren Alltag mit in den Unterricht und können dann schwer umschalten. Mit der Möglichkeit des Austausches (über das Jobcenter, die Schule, das kranke Kind) kann es leichter gelingen, direkt zum Kursgeschehen überzugehen. In Schulen gibt es oft einen Kummerkasten - auch erwachsene Lerner*innen brauchen eine Möglichkeit „das Gepäck“ mal irgendwo abzustellen.

Weitere Möglichkeiten für Rituale bieten Wochenanfänge oder -enden, jahreszeitliche Abläufe, Feiertage und Geburtstage. Ebenso sollten aber auch lernrelevante Momente ritualisiert werden. So zum Beispiel der Wechsel der Sozialformen, das Ende von Arbeitsphasen, (46_Mit Phasen Unterrichtstunde strukturieren Kopie) das selbstständige Arbeiten (mit Vokabeln, Lernwortschatz, Briefen…), Diktate mit anschließender Selbstkontrolle, das gemeinsame Korrigieren (Hausaufgaben, Übungen) und so weiter. Durch wiederkehrende Vorgehensweisen wird der Lernprozess optimiert und wertvolle Unterrichtszeit gespart.

Aber Vorsicht - Rituale sollten niemals zu zwanghaften Mustern erstarren. Der schmale Grad zwischen Erleichterung des Unterrichts oder die Teilnehmenden schalten ab, muss regelmäßig reflektiert werden. Wenn die Begrüßungsfloskeln schon längst bei allen sitzen und nur noch heruntergeleiert werden, wird es Zeit zur Begrüßung doch auch mal über das Wetter oder Fußball zu reden. Rituale machen nur Sinn, wenn sie auch ihren Zweck erfüllen.