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Bewegung hilft beim Lernen
Viele Menschen gehen davon aus, dass Denken ein rein rationaler Prozess ist, der abstrakt und losgelöst vom Körper stattfinden würde. Aber schon zu Rousseaus Zeiten galt: „Übe unablässig den Leib, mache ihn kräftig und gesund, um ihn weise und vernünftig zu machen.“ (Rousseau 1778) Denken und Bewegung sind untrennbar miteinander verbunden.
Amerikanische Wissenschaftler*innen haben zum Beispiel herausgefunden, dass bereits die Art und Weise, wie ein Stift über ein Papier geführt wird, die Kreativität beeinflusst. Für das Experiment ließen sie Proband*innen kantige oder geschwungenen Formen nachzeichnen, bevor diese anschließend einen Kreativitätstest absolvierten. Diejenigen, die zuvor reine eckige Figuren kopiert hatten, schnitten deutlich schlechter ab als diejenigen, die sich auf dem Papier austoben konnten.
In der Hirnforschung hat man in den letzten Jahrzehnten nachgewiesen, dass beim Erinnern, Nachdenken und Rechnen genau dieselben Hirnareale aktiv sind wie die, die auch unsere Bewegungen steuern. Durch Bewegung im Unterricht wird nicht nur die Aufmerksamkeit der Lernenden gesteigert. Beim Lernen mit Bewegung gelangen auch relevante Informationen ins Langzeitgedächtnis, genau dorthin, wo wir sie haben wollen.
Viele erwachsene Lernende nehmen Angebote zu bewegtem Lernen sehr gerne und oft auch mit Neugier an. Legt man den lernpsychologischen Zusammenhang zwischen Lernen und Bewegung offen, erreicht man in der Regel schließlich auch die skeptischen oder zurückhaltenden Lernenden. Das gemeinsame Sprechen und Bewegen, durch den Raum laufen, die Verknüpfung mit Gesten etc., helfen ebenfalls dabei, eventuelle Sprechhemmungen zu überbrücken.
Möglichkeiten für Bewegung im Deutschunterricht mit Erwachsenen bieten sich nicht nur beim Vokabellernen oder dem Trainieren von Redemitteln an. Artikeltraining, Laufdiktate, Lösungen im Raum zur Verfügung stellen, das Lernen an Inseln, Spiele mit Präpositionen oder Rollenspiele lockern den Kurs auf.
Die vielen Stunden des Unterrichts nur im Sitzen zu absolvieren, ist fast gar nicht möglich, denn auch gesundheitliche Aspekte gilt es zu bedenken. Die Bewegung in den Pausen reicht bei weitem nicht aus, um Haltungsschäden vorzubeugen oder die Konzentration über mehrere Stunden aufrecht zu halten.
Übrigens ist lautes Sprechen und dabei umherlaufen eine jahrhundertealte Technik aus Klöstern, in denen die Mönche das Wandeln auf den Kreuzgängen dazu nutzen, Texte auswendig zu lernen. Warum sollte das nicht auch im Fremdsprachenunterricht funktionieren?