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Ach, du liebe Zeit - Individuelles Lerntempo und Zeitvorgaben
Wer kennt sie nicht, die hastigen und hektischen, die langsamen oder sprunghaften Lerner:innen, die die nie alles machen oder diejenigen, die alles zu gründlich ausführen. Jeder lernt in seinem eigenen Tempo.
Das individuelle Lerntempo hängt von kognitiven Eigenschaften, wie dem Abstraktionsvermögen, der Konzentrationsfähigkeit, dem logischen Denkvermögen genauso ab wie von äußeren Faktoren, beispielsweise dem Lernumfeld oder dem Schwierigkeitsgrad der Aufgaben.
Wird der Unterschiedlichkeit im Lerntempo nicht von Anfang an Rechnung getragen, entstehen für die Lernenden schnell Gefühle der Über- oder Unterforderung. Erkenntnisse stellen sich nicht auf Knopfdruck ein. Man erreicht die Lernenden besser, wenn mit differenzierten Zugangsweisen gearbeitet wird und das bedeutet gut durchdachte Binnendifferenzierung einzubringen. Es reicht nicht, ausschließlich quantitativ über die Menge der Aufgaben zu differenzieren und die „Schnellen“ lediglich mit Zusatzaufgaben zu beschäftigen.
So bietet sich beispielsweise die Differenzierung über Zeitangaben an. Allerdings Vorsicht: Zeitangaben wie „10 Minuten“, „eine Stunde“ werden oft sehr vereinfacht mit „wenig“ oder „viel Zeit“ wahrgenommen. Es gehört also zum 1x1 der Kursführung, das Ende der Bearbeitungszeit als Uhrzeit anzugeben. „Sie haben für diese Aufgabe bis 11.35 Uhr Zeit.“
Auch eine Stückelung der Arbeitszeit hat positive Effekte. „Sie haben insgesamt 15 Minuten Zeit, bis 11.35 Uhr. Die erste Aufgabe sollten Sie in maximal 7 Minuten schaffen, also bis ca. 11.27.“ Vielen Lernenden gelingt es damit, schneller in den Arbeitsprozess einzusteigen. Der Trick ist, diese Zeiten immer ein wenig unterhalb der vermutlich realen Bearbeitungszeit anzugeben.
Lerntypen, die sich intensiver mit einer Problemstellung beschäftigen müssen, geraten bei diesem Vorgehen allerdings in Stress. Hier nimmt man den Druck, indem man die Möglichkeit einräumt, nachzufragen. „Wenn Sie etwas nicht verstanden haben, fragen Sie bitte.“, oder auch individuell die Möglichkeit konkreter Hilfestellung anbietet: „Können Sie anfangen, oder brauchen Sie noch etwas?“
Und was tun, wenn man merkt, das um 11.35 Uhr die gesamte Gruppe immer noch eifrig und begeistert an der Aufgabe arbeitet? Auf keinen Fall unterbrechen. Lieber lässt man etwas vom Plan sausen, als die Momente der persönlichen intensiven Auseinandersetzung mit dem Lernstoff zu unterbrechen.