Tipps für den Unterricht
Regeln im Deutschunterricht mit Erwachsenen
Regeln sind so etwas wie der Kleber, der eine Gesellschaft zusammenhält. Auch im Deutschunterricht mit Erwachsenen gehören sie unbedingt in den Alltag, allerdings stellt sich die Frage nach dem Was (soll geregelt werden?) und Wie.
Grundsätzlich sollten Regeln immer der jeweiligen Situation angepasst sein und den Akteur*innen entsprechen. Vor allem aber geht es bei Regeln nicht darum, ein Bestrafungsinstrument zu etablieren, sondern das gemeinsame Handeln in der Gruppe zu definieren. Jede Gruppe steht vor der Herausforderung, die Interessen und Ziele des Einzelnen im Sinne einer Gemeinschaft auszugestalten. Die Schwierigkeit ist also, vor der Schablone aus individuellen Bedürfnissen, allgemeingültige Regeln zu entwickeln, die für alle gelten und mit denen jeder gut lernen kann.
Der große Vorteil von Regeln im Umgang miteinander ist, dass sie Verlässlichkeit schaffen. Ein Problem dagegen ist, dass sie schnell starr werden können, sinnlos erscheinen, aber vor allem die Verantwortung des Einzelnen für sein Handeln einschränken können. Im Kursalltag geben Regeln den Lernenden Sicherheit, zum Beispiel, wenn klar ist, dass in einer Diskussion alle, die etwas sagen möchten, auch nacheinander drankommen. Außerdem stärken Regeln das Gruppengefühl und schaffen Verbindlichkeit im Umgang miteinander. Sie sorgen schließlich auch für Gerechtigkeit, so dass ein fairer Umgang miteinander praktiziert werden kann.
Diese überaus positiven Effekte von Regeln treten allerdings nur ein, wenn sich die Gruppe gemeinsam auf die Regeln geeinigt hat, so dass letztendlich alle die Regeln kennen und wollen.
Sinnvolle Themen, die in Deutschkursen mit Erwachsenen geregelt werden können, sind der Umgang mit Fragen bei Nichtverstehen, das Verhalten bei Diskussionen oder der Umgang mit der Unterschiedlichkeit im Lerntempo und den Lernfähigkeiten. Auch die Lautstärke im Unterricht und den Pausen kann ein Thema für das Regelwerk sein. Ebenso die Ordnung im Kursraum, der Umgang mit Smartphones und natürlich die Pünktlichkeit, beziehungsweise das Verhalten bei Zuspätkommen.
Es empfiehlt sich zuerst Themen und Problemfelder der Lernenden in der Gruppe zu sammeln. Das kann durchaus auch über mehrere Tage geschehen. Bewährt hat sich die Arbeit mit einer Regelwunschbox, in die die Lernenden Zettel mit ihren Wünschen für den Kurs und das Lernen werfen. Das sollte durch Fragen gesteuert werden. Wann fühle ich mich sicher? Wie möchte ich lernen? Was möchte ich geregelt haben? Und natürlich, was soll geschehen, wenn die Regeln nicht eingehalten werden?