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Didaktik bei DaF

DaF/DaZ-Wissensportals "Einfach machen"

von Anke Kuhnecke

Didaktik bei DaF

Was macht gute Aufgaben aus?

Aufgaben und Übungen sind im Lernprozess wie die sich abwechselnden Hindernisse beim Hürdenlauf. Während Übungen der Wiederholung und Anwendung dienen, sind Aufgaben so etwas wie die Herausforderungen, denen sich die Teilnehmenden im Lernprozess stellen. Wenn man so will das, was der Prinz im Märchen erfüllen muss, bevor er die Prinzessin bekommt.

Im Fremdsprachenunterricht lässt man die Teilnehmenden nicht ganz auf sich allein gestellt dem Drachen gegenübertreten. Sie erhalten einen Wegeplan, eventuell Gefährten und immer wieder sogar einen Probedurchlauf.

Da es nicht das Ziel des Deutschunterrichts mit Erwachsenen ist, die Aufgaben der Lehrbücher abzuarbeiten, lohnt es sich das Regelwerk guter Aufgabenstellungen einmal genauer anzusehen. Zuallererst sind Aufgaben stets verständlich formuliert. Eine klare und einfache Sprache mit eindeutigen Handlungsanweisungen und/ oder Fragestellungen erleichtert den Teilnehmenden zu erfassen, was sie tun sollen.

Damit die Lernenden nicht vor dem Drachen stehen, bevor sie überhaupt ein Schwert benutzen können, sollten Aufgaben aufeinander aufbauen: vom Einfachen zum Schweren, vom Bekanntem zum Neuem.

Ebenso ist es wichtig, dass die Teilnehmenden das Aufgabenformat kennen, bzw. an neue Aufgabentypen herangeführt werden. So wird eine komplexe Höraufgabe, die nicht vorher trainiert wurde, die meisten Teilnehmenden vor große Schwierigkeiten stellen. Wenn die gesamte Aufmerksamkeit darauf gerichtet ist, was eigentlich gemacht werden soll („Ja“ ankreuzen oder das Falsche ausschließen), bleibt wenig Kapazität, um sich auf den Inhalt zu konzentrieren. (Erst lernen, wie man das Schwert hält, dann gegen den Drachen kämpfen.)

Darüber hinaus bauen Aufgaben im Lernprozess nicht nur aufeinander auf, sondern sollten voneinander abhängige Einheiten bilden. Will man die Adjektivdeklination einführen, ist es nicht sinnvoll mit einem Lesetext zum Thema „Orientierung im Kaufhaus“ zu beginnen, um dann mit einer Hörübung zum Thema „Mein neues Auto“ weiterzumachen.

Gute Aufgaben bilden immer ein komplexes Lernarrangement, damit auch ein inhaltlicher „Spannungsbogen“ aufrechterhalten wird. Und sie verknüpfen die verschiedenen Kompetenzbereiche so miteinander, dass produktive sowie rezeptive Fertigkeiten trainiert werden. Das wirkt motivierend und kognitiv aktivierend.

Nicht zuletzt sollten Aufgaben im Lernprozess die Selbstkontrolle ermöglichen, um so die eigene Einschätzung des Lerneffektes sowie den Lernzuwachses sicherzustellen. Das heißt Präsentation der Ergebnisse, Feedback und Transfer in den Alltag beenden eine jede Aufgabenstellung. Eben fast wie im Märchen – am Ende erhält der Held Anerkennung und eine Belohnung.