Skip to main content

Lernen lernen

DaF/DaZ-Wissensportals "Einfach machen"

von Anke Kuhnecke

Lernen lernen

Scaffolding im Deutschunterricht – Was ist das?

Scaffolding bedeutet ganz einfach „Gerüstebau“. Im Deutschunterricht mit Erwachsenen braucht man Scaffolding, um Lernende dabei zu unterstützen, Dinge zu erreichen, die sie ohne Hilfe nicht geschafft hätten.

 

Lew Semjonowitsch Wygotski (1896–1934), auch Vygotzky geschrieben, beschrieb in seiner soziokulturellen Theorie einen Zustand in der Entwicklung von Kindern, den auch jeder Erwachsene, der etwas Neues lernt, kennt. Nämlich eine Art Lücke zwischen dem, was man von sich aus kann und dem, was man ohne Hilfe nicht erreichen kann. Das fängt bei ganz einfachen Dingen, wie dem Fahrrad fahren, an und hört im Deutschunterricht mit Erwachsenen möglicherweise bei einer E-Mail an den Vermieter auf.

 

„Zone of proximal development“, oder Zone der nächsten Entwicklung ( ZPD), heißt das Ganze bei Wygotski. Die Hilfe, die den Lernenden schließlich beim Sprung über die Lücke gegeben werden soll, kann wie ein Gerüst sein – Kurz: Scaffolding.

 

Im pädagogisch-psychologischen Kontext meint Scaffolding eine gezielte Förderung. Praktisch die Unterstützung des Lernprozesses, indem Orientierungshilfen in Form von Anleitungen, Denkanstößen und anderen Hilfestellungen bereitgestellt werden, so dass der Lernende befähigt wird, eine bestimmte Teilaufgabe eigenständig zu bearbeiten und zu lösen.

 

Damit Scaffolding im Unterricht mit Erwachsenen klappt, sind verschiedene Bedingungen zu erfüllen. So steht und fällt alles mit dem Bereitstellen einer eindeutigen Anleitung. Dem Lernenden sollte klar sein, was genau getan werden muss.

 

Ein weiterer Aspekt ist das Offenlegen des Zwecks der Aufgabe. Es geht darum zu verstehen, warum eine bestimmte Aufgabe bearbeitet werden soll und was daran wichtig ist. Ein weiterer Punkt ist, zu verhindern, dass von der Aufgabenstellung abgewichen wird. Die Lernenden sollen zwar einen Großteil des Vorgehens selbst bestimmen, aber sie sollen dabei nicht vom Lernziel abweichen. Das gelingt durch präzise Auswahl der Materialen im Zusammenspiel mit eindeutigen Aufgabenstellungen.

 

Darüber hinaus sollte den Lernenden stets klar sein, was von ihnen erwartet wird, also auf welche Kriterien bei der anschließenden Bewertung besonders viel Wert gelegt wird. Zuletzt hilft es, wenn Informationsquellen oder die Lösungen zur Verfügung stehen. Ob und wie diese Hilfestellungen genutzt werden, können die Lernenden allerdings selbstständig entscheiden. Letzteres unterstützt dabei, Unsicherheiten oder Enttäuschungen zu vermeiden und einen positiven Umgang mit Fehlern zu finden.