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Informelles Diagnostizieren auch im Deutschkurs?
Diagnostik, abgeleitet vom griechischen „diagnoskein“, meint wörtlich das genaue Erkennen. Auch in den Deutschunterricht mit Erwachsenen gehört die Diagnostik der Lernstandserhebung, denn wer gezielt fördern will, muss wissen, wo die einzelnen Lerner*innen stehen.
In der pädagogischen Arbeit mit Kindern und im schulischen Kontext ist das Thema Diagnostik präsenter als in der Arbeit mit Erwachsenen. Allerdings ist jede Lehrkraft darauf angewiesen Lerner*innen genau zu beobachten, um schließlich Lernziele formulieren und möglichst passende Lernarrangements entwickeln zu können. So gehören auch Verfahren der informellen Diagnostik in den Handwerkskoffer von Kursleiter*innen im Deutschunterricht mit Erwachsenen. Dazu zählen nicht nur informelle Beobachtungen oder Fehler- und Materialanalysen, sondern auch mündliche oder auch schriftliche Befragungsmethoden, anhand derer beispielsweise die Lernbedingungen und -gewohnheiten der Lerner*innen herausgefunden werden.
Im Gegenzug zu formellen Verfahren, wie Lernstandserhebungen oder Tests, orientieren sich informelle Verfahren viel stärker an der individuellen Entwicklung des Einzelnen. So können z.B. mündliche Äußerungen als alltägliche Beobachtungen in einer geplanten, aber auch ungeplanten Situationen erfolgen. Beispielweise, wenn die Lerner*innen spontan auf die Frage, „Was haben Sie am Wochenende gemacht?“, antworten.
Informelle Verfahren der Diagnostik sind weniger strukturiert als formelle. Sie sind vor allem auf den Sprachstand der Lerner*innen bezogen und viel stärker prozessorientiert als in der formellen Diagnostik. Damit das funktioniert, ist natürlich eine angstfreie Lernatmosphäre die Grundlage. Auch ein positiver Umgang mit Fehlern muss in der Gruppe etabliert sein. Dazu gehört auch das Bewusstsein, dass „Fehler“ in den Lernprozess gehören und so etwas wie die Wasserstandmelder des Lernfortschritts sind.
Man kann durchaus behaupten, dass die informelle Beobachtung wie ein Baustein im Lehr- und Lernprozess ist. Dieser Baustein muss fachlich adäquat eingeordnet werden, um schließlich weiterbauen zu können – die Erkenntnisse also für die weitere Planung zu nutzen. Daher müssen Kursleiter*innen auch die Anforderungen an die Lerner*innen kennen, z.B. den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen (GER), um die Leistungen einzuordnen und die „Zone der nächsten Entwicklung“ (Wygotski, 1987) bestimmen zu können.