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Die goldenen Regeln für Beratungsgespräche

Die Lebensumstände der Teilnehmer:innen in Integrationskursen sind oft von aufenthaltsrechtlichen Fragen, Fragen der Arbeitsaufnahme oder beruflichen Anerkennung, dem Schulbesuch der Kinder oder der Selbstorganisation geprägt. Mitunter spielen finanzielle Schwierigkeiten eine Rolle oder auch psychische und gesundheitliche Folgen der Auswanderung, Flucht und des Neubeginns. Diese Realität im Alltag ist vom Deutschlernprozess nicht abzukoppeln.

Kursleitende sind also nicht nur Vermittler der deutschen Sprache, sondern oftmals erste Ansprechpartner:in bei vielen dieser Probleme. Individuelle Beratungsgespräche stehen grundsätzlich dann an, wenn es Teilnehmenden schwerfällt, im Unterricht konzentriert zu arbeiten, wenn sie häufig den Unterricht versäumen oder sogar ein Kursabbruch droht. Beratungsgespräche haben immer das Ziel, herauszufinden, an welcher Stelle es hakt.

Allerdings sollten Kursleitende sich hierbei ihren Grenzen bewusst sein. In Beratungssituationen kann man auf sensible Problembereiche der Teilnehmenden stoßen, mit denen man nicht umgehen kann (fehlende therapeutische Kompetenz). Eine wirklich sinnvolle Hilfe liegt in der Rolle einer Vermittlerperson. Man kann durchaus Ansprechpartner:innen, Vereine und Institutionen empfehlen oder sogar im Unterricht recherchieren lassen (Stichwort teilnehmerorientierter Unterricht).

Ein weiteres sehr wichtiges Gebiet für beratende Gespräche sind alle lernrelevanten Themen. In diesen Gesprächen sollten Motivationen und Ziele angesprochen werden. Aber wie geht man am besten vor?

Empfehlenswert ist es, einen zeitlichen und räumlichen Rahmen zu schaffen. Nachhaltig sind persönliche Gespräche, in denen Teilnehmende merken, es geht wirklich um sie. Das gelingt dadurch, das man Fragen stellt: zur Lebenssituation, zur Lernbiografie, zur Gesundheit oder zum Alltag. Eine positive, auf Ressourcen und Potentiale fokussierte Grundhaltung ist unabdingbar. Im Mittelpunkt sollte das stehen, was geht, und nicht das, was nicht funktioniert.

So wie die Kursleitenden die Experten für das Deutschlernen sind, sind und bleiben die Teilnehmenden die Experten ihrer eigenen Lebenssituation. Dies ist ein besonders sensibler Punkt, denn gut gemeinter Rat wird oftmals als Bevormundung erlebt. Außerdem: Was bei dem einen klappt, muss nicht bei jedem anderen funktionieren.

In einer Beratung kann man nur Impulse oder Ideen vermitteln. Eventuell kann man zur Umsetzung neuer Wege animieren oder sogar erste Schritte gemeinsam planen. Niemals dürfen fertige Lösungen angeboten werden: Hilfe zur Selbsthilfe ist die goldene Regel.