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Warum wir Fehler machen müssen
Eine Fremdsprache erlernen ohne Fehler zu machen, ist unmöglich. Vor allem, da auch Muttersprachlern Fehler unterlaufen, ist der Anspruch, dass Deutschlernende die Sprache fehlerlos beherrschen sollten, sehr hoch und widerstrebt obendrein den kommunikativen Prinzipien.
Der Umgang mit Fehlern ist dennoch eine wichtige methodische Frage. Was die Lernenden selbst aus ihren Fehlern machen, hängt im Wesentlichen damit zusammen, wie sie die Bedeutung von Fehlern einschätzen, aber auch in welcher Form sie eine Fehlerrückmeldung durch die Kursleitenden erhalten.
Für viele Lernende sind Fehler ein Makel. Manche werden ärgerlich, andere haben Angst, das Gesicht zu verlieren oder schämen sich für die Fehler, die als Versagen gewertet werden. Da die Leistungsbewertung im gesteuerten Spracherwerb oftmals an der Anzahl der Fehler festgemacht wird, besteht hier tatsächlich ein Dilemma, aus dem man allerdings aussteigen kann.
Ein erster Schritt hin zum positiven Umgang mit Fehlern ist das Bewusstmachen, dass Fehler zum Lernprozess gehören. Deutschlernen ist ein kreativer Prozess, der nicht mechanisch vonstatten geht, sondern über ausprobieren und üben. Außerdem ist es wichtig, die Ursache des Fehlers herauszufinden. Kennt man die Gründe für die Fehler, kann die Korrekturmethodik definiert werden.
Jeder Lernende durchläuft einen individuellen Sprachlernprozess, der zu einer eigenen Variante der Sprachproduktion führt, so dass er seine spezifische Lerner*innensprache ausbildet. In der Sprachlernforschung hat man herausgefunden, dass es sich dabei um reduzierte Sprachsysteme handelt, dass also Abweichungen von der Zielsprache quasi die Norm sind. Diese fehlerhafte Lerner*innensprache lediglich mit der Zielsprache zu vergleichen, ist eher kontraproduktiv. Vielmehr kann sie den Lernstand des Lernenden aufzeigen.
Die Fehler, die auftreten, können mutterspracheninduzierte, entwicklungsinduzierte und unterrichtsinduzierte Fehler sein. Jede Fehlerursache erfordert eine andere Maßnahme. Wird die Verbklammer beispielsweise nicht hergestellt, so ist das in der Regel aus der Muttersprache abgeleitet. Das Bewusstmachen der Differenz kann zum notwendigen Aha-Effekt führen.
Mit der Fehlerkorrektur sind aber auch Informationen über die fehlerhafte Struktur zu kommunizieren sowie entsprechende Mittel zur Korrektur bereitzustellen. Oftmals reicht es, auf den Fehler aufmerksam zu machen und den Lernenden dann Zeit zu lassen, eigenständig nach der Lösung zu suchen. Der Fehlerkorrektur sollte dann eine Phase der individuellen Auseinandersetzung mit dem Fehler folgen, so dass ein neuer Lernprozess initiiert wird.