Ist die Grammatik-Übersetzungs-Methode noch zeitgemäß ?
Wie der Name schon sagt, steht bei der Grammatik Übersetzungs-Methode (GÜM) das Übersetzen im Mittelpunkt. Übersetzt werden einzelne Textpassagen bis hin zu komplexen literarischen Texten in die Herkunftssprachen der Lernenden. Auch das Lesen literarischer Texte in der Zielsprache, deren schriftliche Zusammenfassung wie auch das Nacherzählen werden praktiziert. Die literarischen Lesetexte werden ebenso für Diktate verwendet, da das Diktat bei dieser Methode eine enorm wichtige Funktion innehat.
Die GÜM entstand im 19. Jahrhundert und geht auf die in Klöstern praktizierten Übersetzungen von Texten zurück. Es ist eine deduktive Methode, bei der in der Einführungsphase die Grammatik präsentiert wird. In der folgenden Übungsphase werden dann Beispielsätze gebildet und in der abschließenden Anwendungsphase Texte zum Lehrstoff gelesen, geschrieben oder übersetzt.
Das Ziel dieser Methode ist das Erlernen von Grammatikwissen, wie auch die Schulung der Lesekompetenz. Es wird ausschließlich an Texten geübt. Die Lektüre literarisch wertvoller Texte der Zielsprache ist also so etwas wie das Markenzeichen dieser Methode.
Es geht hierbei nicht vorrangig um die praktische Beherrschung der Sprache. Diese Methode beinhaltet ein kognitives Lernkonzept, dem das mechanische Auswendiglernen von Grammatikregeln und Wortschatzlisten zugrunde liegt. Geschult werden hauptsächlich das Leseverstehen und die Fähigkeit zu übersetzen (vorrangig aus der Ziel- in die Herkunftssprache). Dem untergeordnet wird schließlich die Schreibkompetenz trainiert. Das Sprechen steht dabei nicht im Zentrum. Dementsprechend findet der Unterricht auch in der Herkunftssprache und nicht in der Zielsprache statt.
Gängige Übungsformen der GÜM sind grammatisch korrekte Ergänzungen von Lückensätzen oder Umformungen von Sätzen, z.B. aus dem Präsens ins Perfekt und Präteritum). Unbekannte Wörter werden in einem zweisprachigen Vokabelverzeichnis präsentiert. Diese Vokabellisten sollen beim Lesen, Schreiben und Übersetzen helfen. Das Hin- und Herübersetzen ist hier der Nachweis der korrekten Sprachbeherrschung.
Mit dem Wandel hin zum kommunikativen Sprachunterricht, dessen Ziel die Kommunikationsfähigkeit ist, ist die GÜM im Fremdsprachenunterricht nicht mehr praktizierbar. Auch ist die reine Grammatiklehre aus neurodidaktischer Sicht überholt. Allerdings enthält diese Methode in Abhängigkeit vom Lernziel und der Lerngruppe praktikable Ansätze, die man bewusst im Unterricht einsetzten kann. Denn: Viele Wege führen nach Rom.