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Tipps für den Unterricht

DaF/DaZ-Wissensportals "Einfach machen"

von Anke Kuhnecke

Tipps für den Unterricht

Flipped Classroom – Unterricht mal andersherum

Im „üblichen“ Unterricht neigen Kurleitende dazu, lehrer:innengelenkte Phasen, für das Erklären von Inhalten zu nutzen, um anschließend die Lernenden üben und anwenden zu lassen. Weil das Erklären allerdings viel Zeit frisst, bleibt das Üben dann oftmals die Hausaufgabe.

Dieses Vorgehen ist oftmals nicht zielführend. In der pädagogischen Psychologie geht man davon aus, dass es kognitiv höher- und weniger höherwertige Lernprozesse gibt (Gilboy et al, 2015). Zu den weniger höherwertigen gehören das Erinnern und Verstehen. Tatsächlich nachhaltig, also höherwertiger, ist dagegen das Analysieren und Kreieren von Inhalten - also das Anwenden und Üben. Übrigens liegt diese Vorgehensweise der Lernzentrierung und -Aktivierung auch in den handlungsorientierten und offenen Unterrichtskonzepten zu Grunde.

Flipped Classroom bedeutet seiner der ursprünglichen Idee, dass die Lehrenden Material für ihre Schüler:innen, meistens in Form von Videosequenzen, erstellen. Die Schüler:innen setzten sich damit zu Hause individuell und in ihrem Tempo auseinander. In der Schule findet anschließend die praktische Anwendung statt. Seit mit den 2000er Jahren das Erstellen und Verteilen von Videos technisch keine große Hürde mehr darstellt, hat Flipped Classroom auch an Popularität gewonnen. Es müssen allerdings nicht immer Videos sein, die den Lernenden zur Verfügung gestellt werden.

Was hat das Ganze mit Deutschunterricht mit Erwachsenen zu tun? Auch hier geht es um effektive Auseinandersetzung mit Inhalten. Lernende sollen im Unterricht die Gelegenheit haben, sich aktiv mit der Zielsprache auseinanderzusetzen. Notwendigen „Inhalte“ sind dabei was sie für die mündliche und schriftliche Kommunikation an sprachlichen Mitteln benötigen.

Die Herausforderung ist, dass die Vorbereitungsphasen hohe Anforderungen an die Selbstdisziplin der Lernenden stellen und eine hohe Selbststeuerung des Lernprozesses erforderlich ist. Auch die Präsenzphasen stellen enorme Anforderungen an die Kursleitenden, da eine größere Variation an Methoden erforderlich ist. So kann z. B. anhand von Fallbeispielen gearbeitet werden, zu denen die Lernenden Lösungsszenarien entwickeln, vorstellen und diskutieren. Rollenspiele und Szenarien gehören in die Präsenzphasen und jede Menge praktische Übungen an authentischen Kommunikationssituationen. Das alles erfordert ein methodisches Umdenken sowie Mehraufwand bei der Vorbereitung des Unterrichts. Die Mühe allerdings lohnt sich.