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Lernen lernen

DaF/DaZ-Wissensportals "Einfach machen"

von Anke Kuhnecke

Lernen lernen

Mit Strategien zum aktiven Lesen mit Verstand

Texte lesen ist nicht gleich Texte verstehen. Von Bernhard von Clairvaux, einem einflussreicher Zisterziensermönch, Mystiker und Kirchenlehrer des Mittelalters, stammt der Spruch: „Lesen ohne Nachdenken macht stumpf; Nachdenken ohne Lesen geht irre.“ Besser könnte man den Charakter von Textarbeit im Fremdsprachenunterricht nicht charakterisieren, denn das Lesen von Texten im Deutschunterricht mit Erwachsenen geschieht immer auf verschiedenen Ebenen.

Um einen Text zu verstehen, reicht es nicht aus, die explizit benannten Informationen zu finden. Einen Text verstehen, ist eine aktive Konstruktionsleistung. Die inhaltlichen Aussagen werden dabei nicht nur vorgelesen oder erkannt, sondern mit dem Vor-, Welt- und Sprachwissen der Lernenden zu neuen Ergebnissen verknüpft. Der Text wird praktisch re-konstruiert, wobei die Bedeutung für die Lernenden in der Auseinandersetzung mit den Inhalten des Textes entsteht.

Um dahin zu kommen, benötigen die Lernenden Strategien und Fertigkeiten. Ganz vorneweg geht es dabei um die schriftsprachlichen Fertigkeiten im Bereich der Worterkennung. Vor dem Verstehen eines Lesetextes ist eine ausgeprägte Lesefertigkeit nötig. Insbesondere bei Lernenden, die sich noch im Prozess des Lesenlernens befinden, ist der Hauptgrund für ein beeinträchtigtes Leseverstehen in Schwierigkeiten mit der Worterkennung zu finden. Daher nimmt z. B. am Beginn des Schriftspracherwerbs in den Alphabetisierungskursen die Worterkennung eine zentrale Lerngröße ein. Ziel ist hier der sukzessive Aufbau eines Sichtwortschatzes im Deutschen, also einer automatisierten Worterkennung.

Außerdem geht es für die Lernenden um sprachliche Kompetenzen auf lexikalischer und syntaktisch-morphologischer Ebene sowie um die Fähigkeit, sich mit den Inhalten an sich auseinandersetzen zu können. Nehmen wir mal an, die Lernenden sollen im Deutschunterricht mit einem Text über Aufbau, Funktionsweise und Bedeutung moderner Windmühlen arbeiten. Höchstwahrscheinlich ist dieses Thema für eine Vielzahl der Lernenden neu. Sie brauchen also Texterschließungsstrategien.

Eine dieser Strategien ist das Aktivieren von Vorwissen. Die Lernenden sollen sich dabei Hintergrundwissen zum Thema bewusst machen, aber auch Erwartungen an die Inhalte formulieren. Dabei wird bereits vorhandenes Wissen im Langzeitgedächtnis mit wesentlichen Hintergrundinformationen zur Thematik verknüpft.

Im Fremdsprachenunterricht ist diese Phase eng an die Wortschatzaktivierung und -vermittlung gebunden. Auch das Äußern von Vermutungen oder Vorhersagen zum Text ist an dieser Stelle wirkungsvoll und bietet im Unterrichtsverlauf eine angemessene Abwechslung.