Skip to main content

Leistung bewerten

DaF/DaZ-Wissensportals "Einfach machen"

von Anke Kuhnecke

Leistung bewerten

Mehr als Feedback – Die Erwartungsabfrage

Es ist eine ungeschriebene Regel, dass Lernende, die wissen, wofür Sie die Inhalte aus dem Deutschunterricht benötigen, besser lernen. wenn was man die eigenen Erwartungen kennt. Nur, dass den Lernenden selbst nicht immer klar ist, wozu sie die hin und wieder sperrigen Themen im Alltag benötigt. Aber wie will man ohne den Konjunktiv die indirekte Rede ausdrücken oder sich ohne das Perfekt über Vergangenes mitteilen? Gerade die grammatische Struktur des Konjunktivs ist häufig viel zu abstrakt, als dass sie problemlos auf Alltagssituationen übertragen werden könnte.

Hier kommt eine Methode ins Spiel, die mehr bietet als reine Vermittlung von Grammatik. Sie stammt aus dem Repertoire der Feedbackmethoden und wird gern in Fortbildungen oder Workshops benutzt: Die Erwartungsabfrage.

Wie der Name bereits verrät, geht es dabei um die Erwartungen der Lernenden. In ausgewählten Kontexten lässt sich diese Methode auch im Sprachunterricht anwenden. Und falls Sie glauben, dies sei reine Zeitverschwendung, sollten Sie sich bewusst machen, was zum Beispiel beim so genannten Placebo – Effekt geschieht, bei dem wirkungslose Medikamente dazu beitragen, dass Personen gesunden.

Klare Vorstellungen von dem, was uns erwartet, steigern nachweislich den Lern- und Transfererfolg. Man hat herausgefunden, dass Erwartungen die Wahrnehmung verzerren, was als Confirmation Bias bezeichnet wird. Ein Effekt davon ist, dass wir uns offensichtlich unbewusst mehr anstrengen, damit unsere Erwartungen auch erfüllt werden. (Beim Placebo-Effekt wird dabei die gesamte Maschinerie der Selbstheilungskräfte angeworfen.)

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Erwartungsabfrage durchzuführen. So kann zum Beispiel jeder Lernende auf eine Karte oder einen Fragebogen seine Erwartungen an das Thema, die Lektion, oder einen bestimmten Lerninhalt schreiben. Dies wird im Plenum besprochen. Unrealistische oder überhaupt nicht zum Thema gehörende Erwartungen sollten geklärt werden.

Um die Erwartungen zu kategorisieren, kann man sie auch nach Ähnlichkeit, Relevanz oder Präferenz sortieren. Aber auch die Kategorien „Must“, „Should“, „Could“ und „Won´t“ bieten vor allem bei themenbezogenen Abfragen in höheren Niveaustufen gute Einstiegsmöglichkeiten. Dabei kann in Gruppen gearbeitet werden, in denen die Lernenden selbstständig die Kategorisierung vornehmen.

Hilfreich sind Poster und Plakate, die die Ergebnisse für alle sichtbar machen.

Die Methode der Erwartungsabfrage ist erst nach dem Themen- oder Inhaltsabschluss beendet. Dann nämlich werden die Karten, Poster oder Fragebögen wieder betrachtet und überprüft, ob die Erwartungen erfüllt wurden.